RTL-"Supertalent": "Einfach mal ins Fernsehen"
RTL/ Stefan Gregorowius
Es gibt beim "Supertalent" durchaus Kandidaten, die etwas können. Von Moderator und Jury lässt sich das nicht immer sagen. Aber vermutlich ist das auch egal: "Talent", sagt Dieter Bohlen, "kommt irgendwie von innen."
Hamburg/Köln - Wäre "Das Supertalent" ein Unterhaltungsflaggschiff, dann läge es längst mit Schlagseite auf einer Sandbank. RTL hat den quotentechnisch gekenterten Kahn gerade wieder behelfsmäßig flott gemacht, aber richtig frisch sieht er nicht mehr aus. Mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker ist die "Wetten, dass ..?"-Crew von Bord gegangen, dafür kamen aus den lichtlosen Tiefen des benachbarten Privatfernsehens das ehemalige "Topmodel" Lena Gercke, der ehemalige "Topmodel"-Juror Bruce Darnell. Und ein gewisser Guido Mario Kretschmer, der als "Stylist" durch die Programme geistert und beim "Supertalent" schön vornehm tut, mit Anspielungen auf Leonardo da Vinci oder Zitaten von Victor Hugo. Leithammel ist, wie immer, Käpt'n Bohlen.
Und Aufgabe der Kandidaten ist es, wie immer, diese Jury irgendwie zu beeindrucken oder zu bezaubern. Wobei Moderatorendarsteller Daniel Hartwich dafür angestellt ist, schon vorher jede aufkeimende Spannung hinter den Kulissen zu zertrampeln. Verlierer führt er feixend schon als solche ein, Gewinner baut er entsprechend auf. Dabei gibt es durchaus Kandidaten, die etwas können. Fehlerfrei jonglieren und sich dabei ausziehen. Oder schön Lieder anderer Leute nachsingen und dabei angezogen bleiben. Dann freut sich die Jury, gibt sich jovial und schüttelt Hände. Denn was ist Talent? "Höchstwahrscheinlich", sagt Dieter Bohlen, der's wissen muss, "kommt das irgendwie von innen."Dann wieder gibt es Leute mit Sprachfehler und schlechten Zähnen, die wollen mit trübsinnigen Kartentricks einfach mal "ins Fernsehen, die Leute sehen, Dieter Bohlen und so". Dann ärgert sich die Jury und drückt den "Buzzer", der macht "döööht" und diese Leute sind raus. Es gibt aber auch Eltern, die schicken dreijährige Mädchen auf die Bühne, um etwas weniger trübsinnige Zaubertricks vorzuführen. Die Jury findet das niedlich. Bruce Darnell sagt dann: "Wow, was die für 'ne Aura hat!". Und Dieter Bohlen ist sich sicher, "dass Siegfried und Roy, die kenne ich auch persönlich, mit drei Jahren noch nicht so gut zaubern konnten".
"Ich hasse es, wenn ich weine"
Hier läuft übrigens der Hase lang, ganz ohne Haken hinein in die blubbernden Sümpfe der Emotionalität. Dann tritt mit seinem Medley auf der Klarinette ein gewisser Rainer Felsen an. Er ist der Mann, der Dieter Bohlen hätte verhindern können, ihn vor 35 Jahren aber ermutigt und wahrscheinlich sogar entdeckt hat. Seine schlichte Präsenz rührt Bohlen zu Tränen, und damit das Publikum diesen "magic moment" (Bruce Darnell) auch mitbekommt, unterlegt ihn der Sender sicherheitshalber mit einer pathetischen Edelschnulze von Unheilig. Der "Pop-Titan" als Mensch? "Is' ja witzig", meint Lena Gercke.
Weniger witzig der affektlabile Bruce Darnell, der nach einem anrührenden Sangesvortrag in die Kamera blinzelt und behauptet: "Ich hasse es, wenn ich weine", wo das doch sein Alleinstellungsmerkmal ist. Ansonsten ist aber auch die neue Jury nicht weiter auffällig, was immer dann auffällt, wenn die Mikros wie zufällig das total normale Geplauder einfangen. Zum großen Finale der Show kopiert RTL kurzerhand die "Wetten, dass..?"-Außenwette. Unter aufwendigen Pyro-Gewittern führen professionelle Motocross-Fahrer handelsübliche Rampensprünge vor.
Nein, erkennbar dümmer oder ärgerlicher ist "Das Supertalent" nicht geworden, eher altersmilde und ein wenig lahm, mit leichtem Drall hin zur Langeweile. Dabei könnte die Sendung als Spiel ohne Grenzen theoretisch immer weiterlaufen, setzte man statt auf kalkulierte Rührung etwas mehr auf Spektakel. Oder eine Mischung aus beiden? Vielleicht sollte der Typ, der Dieter Bohlen seinen ersten Ferrari verkauft hat, singend in einem Wingsuit vorbeifliegen und dabei eine Bierflasche mit den Zähnen öffnen, sowas in der Richtung. Da ist noch Luft nach oben. Und Talent kommt bekanntlich irgendwie von innen.
"Ich hasse es, wenn ich weine"
Hier läuft übrigens der Hase lang, ganz ohne Haken hinein in die blubbernden Sümpfe der Emotionalität. Dann tritt mit seinem Medley auf der Klarinette ein gewisser Rainer Felsen an. Er ist der Mann, der Dieter Bohlen hätte verhindern können, ihn vor 35 Jahren aber ermutigt und wahrscheinlich sogar entdeckt hat. Seine schlichte Präsenz rührt Bohlen zu Tränen, und damit das Publikum diesen "magic moment" (Bruce Darnell) auch mitbekommt, unterlegt ihn der Sender sicherheitshalber mit einer pathetischen Edelschnulze von Unheilig. Der "Pop-Titan" als Mensch? "Is' ja witzig", meint Lena Gercke.
Weniger witzig der affektlabile Bruce Darnell, der nach einem anrührenden Sangesvortrag in die Kamera blinzelt und behauptet: "Ich hasse es, wenn ich weine", wo das doch sein Alleinstellungsmerkmal ist. Ansonsten ist aber auch die neue Jury nicht weiter auffällig, was immer dann auffällt, wenn die Mikros wie zufällig das total normale Geplauder einfangen. Zum großen Finale der Show kopiert RTL kurzerhand die "Wetten, dass..?"-Außenwette. Unter aufwendigen Pyro-Gewittern führen professionelle Motocross-Fahrer handelsübliche Rampensprünge vor.
Nein, erkennbar dümmer oder ärgerlicher ist "Das Supertalent" nicht geworden, eher altersmilde und ein wenig lahm, mit leichtem Drall hin zur Langeweile. Dabei könnte die Sendung als Spiel ohne Grenzen theoretisch immer weiterlaufen, setzte man statt auf kalkulierte Rührung etwas mehr auf Spektakel. Oder eine Mischung aus beiden? Vielleicht sollte der Typ, der Dieter Bohlen seinen ersten Ferrari verkauft hat, singend in einem Wingsuit vorbeifliegen und dabei eine Bierflasche mit den Zähnen öffnen, sowas in der Richtung. Da ist noch Luft nach oben. Und Talent kommt bekanntlich irgendwie von innen.
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